Störche gehören zu Lampertheim wie Spargel und der Dom. Wohl fühlen sie sich beispielsweise im AZ-Vogelpark, wo es eine Nistmöglichkeit gibt. Auch auf dem Stadtfriedhof hat die Verwaltung kürzlich einen Mast samt Nest aufgestellt. In Hüttenfeld wartet man schon seit ein paar Jahren darauf, dass Meister Adebar auf dem Wagenrad brütet, das 2009 in luftiger Höhe aufgestellt wurde. Vogelfreunde sind jetzt glücklich, dass endlich ein Storch Hüttenfeld als Brutplatz auserkoren hat. Denn seit Ostern gibt es in Hüttenfeld wieder ein „bewohntes“ Storchennest auf dem Gelände des Rennhofs, das von der Viernheimer Straße eingesehen werden kann.
Reinhard Klose vermeldete unserer Zeitung als Erster die frohe Botschaft, er informiert in seinem Bericht auf der Internetseite www.natur-um-huettenfeld.de über die Geschichte der Storchen im Stadtteil: „Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gehörten Storchennester zum Hüttenfelder Ortsbild. In den Hofreiten Rennhof und Seehof waren damals noch zwei Storchenpaare heimisch und zogen jedes Jahr regelmäßig mehrere Junge auf. Das letzte Storchenpaar brütete 1972 im Seehof und zog dabei nur noch ein einziges Junges groß, in den beiden folgenden Jahren wurde das Nest nur noch von einem einzelnen Storch aufgesucht. Danach war für mehr als dreieinhalb Jahrzehnte die Storchenpopulation in Hüttenfeld beendet.“
Es gab in der Folgezeit über viele Jahre hinweg einige Versuche, diesen Zustand zu ändern. Zunächst wurde vom Gewässerverband Weschnitz am provisorischen Bolzplatz in der Nähe des Friedhofs ein Stochennest errichtet, das aber über viele Jahre nicht angenommen wurde. Der Verein Pro Hüttenfeld hatte deshalb beschlossen, für einen anderen Standort des Storchennests aktiv zu werden. Familie Funk hatte sich einverstanden erklärt, dass dieses wieder auf dem Gelände des Rennhofs aufgestellt werden kann.
„Nachdem geklärt war, dass das Storchennest am Bolzplatz vom Gewässerverband Weschnitz errichtet wurde, wurde mit diesem zwecks Verlegung Kontakt aufgenommen. Der Geschäftsführer des Gewässerverbands Bernd Dewald, der in Hüttenfeld wohnte, hatte in dankenswerter Weise sehr spontan eine Verlegung des Storchennests durch den Gewässerverband mit schwerem Gerät zugesagt“, erläutert Werner Gaab, Vorsitzender des Vereins Pro Hüttenfeld.
Die Suche eines geeigneten Standorts auf dem Rennhof wurde von den Fachleuten Gerhard Eppler (Vorsitzender des NABU Hessen) und Roman Rampp (Vogelfreunde Hüttenfeld) unterstützt. „Das neue Nest wurde von Reinhard Klose, der im Vorfeld wertvolle Arbeit geleistet hat, und von Roman Rampp hergerichtet. Allerdings verlief auch dieser Versuch ergebnislos, da Wind die Zweige weggeweht hatte und deshalb für Störche nicht mehr attraktiv war“, berichtet Gaab weiter.
Zur Wiederherstellung des Nests hat Pro Hüttenfeld dann die Freiwillige Feuerwehr des Stadtteils kontaktiert. Da diese jedoch nicht über eine Drehleiter für die Arbeiten in luftiger Höhe verfügt, hatte sie ihre Lampertheimer Kameraden um Hilfe gebeten. „Aber auch diese Renovierung des Nests brachte keinen Erfolg – vermutlich weil heute auch Störche etwas wählerisch sind“, so Gaab.
Dieser Zustand hat Roman Rampp keine Ruhe gelassen, so dass er sich Anfang 2016 an den Vorsitzenden von Pro Hüttenfeld gewandt und den Vorschlag eines erneuten Versuchs gemacht hat. Dieser hat sich an den Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Hüttenfeld gewandt, da ja die Drehleiter der Lampertheimer Feuerwehr wieder benötigt wurde.
Am 12. Februar dieses Jahres war es so weit, dass beide Feuerwehren wieder mit der Drehleiter auf dem Rennhof angerückt sind, nachdem Frau Funk dies gestattet hatte. Das Nest wurde nun etwas attraktiver ausgestattet. Dazu wurde dieses zunächst mit Maschendraht ausgelegt, damit es einen Boden hat. Es wurden zusätzlich mehr Äste rings um das Nest angebracht und die Mitte mit Moos ausgelegt. Die Arbeiten wurden von Roland Rampp und Helmut Kilian in luftiger Höhe durchgeführt. „Offensichtlich entsprach nun das Nest den Anforderungen der Störche, so dass gleich zwei Paare sich darum gestritten haben sollen“, schreibt Werner Gaab. Damit bewahrheite sich auch die Redensart: Aller guten Dinge sind drei. „Pro Hüttenfeld dankt allen, die durch ihre Mitarbeit an diesem sehr erfreulichen Ereignis für Hüttenfeld beteiligt waren“, so Gaab.
Quelle: Lampertheimer Zeitung