
Glück hatten sie alle mit dem Wetter. Los ging es mit einem „Notruf“ um 9 Uhr. Die Einsatzleitung, bestehend unter anderem aus dem Gemeindebrandinspektor Rainer Donnerstag, war als erstes am Ort des Geschehens – bei der Firma Qgema (ehemals Dest) in der Werner-von-Siemens-Straße. Von außen ein relativ unscheinbares Gebäude. Doch hier lagern brandgefährliche Stoffe. Qgema ist ein Recyclingunternehmen.
- GLATT GELAUFEN
Einsatzleiter Rainer Donnerstag lobte das reibungslose Zusammenwirken bei der Groß-Rohrheimer Übung. „Es ist wirklich alles bestens gelaufen. Dank an alle“. Lob gab es auch von Heribert Koob, Sachgebietsleiter Katastrophenschutz im Landratsamt. Zu beanstanden hatte er lediglich die Nutzung des Digitalfunks. Ein Dankeschön kam auch von Qgema-Geschäftsführer Thommy Reibold, der aber hinzufügte: „Ich hoffe, dass wir uns nie im Ernstfall sehen werden.“
Im Ernstfall geht es um Leben und eine Anlage
Die bei anderen Firmen in der Produktion entstehenden verunreinigten Lösemittel werden hier mit einem speziellen Verfahren gefiltert. Am Ende kommt ein fast reines Ursprungsprodukt heraus, das wiederverwendet werden kann.
„Das spart nicht nur Geld und Ressourcen, sondern schont auch die Umwelt. Früher wurden solche verunreinigten Gemische einfach nur abgefackelt“, wie Qgema-Geschäftsführer Thommy Reibold auf Anfrage dieser Zeitung erklärte. Er zeigte sich begeistert von der Übung, schließlich profitiere die Firma ja von solch einem Einsatz, der im Notfall Leben und auch die Anlage selbst retten kann.
Das Unternehmen ist verpflichtet, 1000 Liter an Schaummitteln vorzuhalten. Und genau diese wären im Ernstfall auch zum Einsatz gekommen. Lösungsmittel lassen sich nicht mit Wasser löschen – sondern ausschließlich mit Spezial-Schaumgemischen. Diese ersticken das Feuer. Und so galt es, den in Flammen stehenden Kessel zu löschen, um eine Explosion zu verhindern und damit auch ein Übergreifen auf weitere Teile der Anlage. Aus Kostengründen waren die bei der Groß-Rohrheimer Wehr gelagerten 4000 Liter Schaum zwar bei der Übung mit dabei, das simulierte Löschen geschah dann aber mit Wasser. Wasser würde in diesem Szenario aber auch benötigt: zur Kühlung der mit leicht entflammbaren Stoffen gefüllten Silos.
Ein solche Großbrand-Übung mit so vielen Wehren – mit dabei waren die aus Lampertheim, Bürstadt, Lorsch, Einhausen, Bensheim und Biblis mit insgesamt 170 Einsatzkräften – bedarf einer genauen Planung und ist auch nichts Alltägliches. So wurde der Bereich rund um den Einsatzort in Abschnitte mit Abschnittsleitern eingeteilt. So gruppierten sich um den Brand die Wehren aus Biblis, Lorsch, Lampertheim, Bürstadt und Bensheim. Die Einhäuser Kollgen hatten ein Fahrzeug an einem nahegelegenen Löschteich positioniert, um dort Wasser zu ziehen.
Beeindruckt von der Übung zeigte sich auch Kreisbrandinspektor Wolfgang Müller. „Im Notfall und bei einer möglichen Eskalation der Lage könnten und würden wir noch andere Wehren rufen. Beispielsweise auch aus dem Nachbarkreis Groß-Gerau oder auch die Werkfeuerwehr der BASF“, fügte Müller an.
Sinn und Zweck einer solchen Übung ist es, alles so realistisch wie möglich zu gestalten. Daher waren auch jede Menge Atemschutzgerätetrupps in voller Ausrüstung vor Ort und simulierten einen sogenannten Brandangriff. Alle Fahrzeuge waren so positioniert, wie es auch bei einem echten Brand geschehen sollte. Der große Einsatzleitwagen – eine Art Lagezentrum mit Büro – war ebenfalls da. Auch die beiden Teleskopgelenkmastfahrzeuge (mit den Drehleitern) aus Lorsch und Bürstadt wurden eingesetzt. Groß-Rohrheims Bürgermeister Rainer Bersch fungierte als Ansprechpartner für die Medien.
Nur mit diesen Übungen und unter professionellen Bedingungen, das ergaben auch Besprechungen zwischendurch, lassen sich solche denkbaren Szenarien meistern. Aber so zeigen sich auch Schwachstellen. Wie bei jeder Großübung wurden sie in der unmittelbar anschließenden Manöverkritik im Groß-Rohrheimer Gerätehaus thematisiert.
Text: Lampertheimer Zeitung
Bilder: Feuerwehr Lampertheim